Der Urlaub eines Architektur-Liebhabers kann sich sehr pulsierend gestalten: Du kämpfst dich durch den Großstadtdschungel, besichtigst ein Bauwerk, nimmst den Bus zur nächsten Kunstausstellung und den Kaffee natürlich immer „to go“ – man will ja nichts verpassen und es gibt so viele Eindrücke einzufangen. Wir lieben inspirierende Trips, dennoch ist man am Ende nicht wirklich erholt. Da wäre es doch viel besser, direkt in einem architektonischen Highlight Urlaub machen zu können. Die Leidenschaft unmittelbar erleben und die Tiefen des Konzepts hinter dem Bauwerk wirklich ergründen können – das ist ein Privileg, das nur wenigen Menschen zuteil wird.
Zwischen Valencia und Alicante, im Südosten Spaniens auf Höhe von Ibiza und Mallorca, befindet sich auf dem Festland eine Kleinstadt namens Calp. Der Ort weist eine über 1.000 Jahre alte Geschichte auf und gilt als Urlaubsdomizil vieler Spanier. Nur wenige Gehminuten von der Altstadt entfernt und über die normale Google-Maps-Suche nicht auffindbar, befindet sich La Muralla Roja. Eine rosarote Residenz, die dein Architektur-Herz höher schlagen lässt.
Über die normale Google-Maps-Suche wirst du bei der Eingabe „La Muralla Roja“ keine Adresse finden. Wir waren so fleißig und haben dir die genaue Anschrift herausgesucht:
Partida Manzanera, 2,
03710 Calp
Entworfen wurde dieses außergewöhnliche Feriendomizil von Ricardo Bofill. Ein wahrer Revoluzzer, der nach seinem abgeschlossenen Architekturstudium vor allem eines wollte: die starren Strukturen der Gesellschaft aufbrechen. Dabei ging es insbesondere um die Art, wie wir Menschen zusammenleben. La Muralla Roja ist daher mehr als nur ein außergewöhnliches Bauwerk – es ist der Entwurf eines neuen Miteinanders, der Bauplan für eine sozialere Gesellschaft. Verschachtelt wie die Schubladen, in denen wir denken: Der Kubismus spielt eine essenzielle Rolle in den Bauwerken Bofills und es sind die vielen Ecken, Stufen, Innenhöfe, Schatten und Nischen, die seine Bauweise so einzigartig machen.
Wer in dieser roten Festung lebt, wird automatisch Teil eines Fotosettings. Die knalligen Farben dienen perfekt als Hintergrund für einige einmalige Urlaubsfotos, die fast schon surreal wirken. Für Instagramer ein absolutes Paradies und durch die fein abgestimmten Farbabstufungen lässt sich eine Fotostrecke mit Wiedererkennungswert schießen.
„Unsere Bauten sollten dem konventionellen Straßenbild den Rücken zukehren. Im Inneren wollten wir die Bewohner zu einem neuen Miteinander animieren, soziale Experimente provozieren, die Kleinfamilie überwinden. Wir waren jung damals, wir waren Utopisten.“ Ricardo Bofill
Dieses Relikt aus den 70er-Jahren wurde aus regional typischen Bausubstanzen erbaut und zählt zur Postmoderne. Im Mittelpunkt der sogenannten konstruktivistischen Ästhetik stehen die Innenhöfe, in denen das soziale Leben stattfindet und die dazu anregen sollen, sich miteinander auszutauschen. Die weitläufige Dachterrasse gibt unzählige Aussichtspunkte und Blickwinkel auf die Wohneinheiten. Im Zentrum, umrandet von Zinnen, die an eine Burgmauer erinnern, bietet der Pool genügend Möglichkeit zur Abkühlung. Der perfekte Ort, um bei einem kühlen Cerveza den Ausblick auf die steinige Küste Cala La Manzanera zu genießen.
In diesem außergewöhnlichen Urlaubsdomizil kannst du selbst einchecken, und das auch noch ziemlich günstig. Für um die 50 Euro pro Nacht kannst du deine Seele an der spanischen Küste baumeln und dich von der unglaublichen Atmosphäre und dem Zeitgeist der Muralla Roja inspirieren lassen. Zwei Wochen in den Wänden einer lebenden Legende, und das nur vier Flugstunden entfernt.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit einem der Blogger von Schoenhaesslich, Pierre Starkloff, und wurde erstmals in unserem Lifestyle Magazin veröffentlicht.
Schoenhaesslich ist fernab des Mainstreams. Täglich findest du dort neue Inhalte zu den Themen Art, Architektur, Möbel, Fotografie und Reisen. Was momentan angesagt ist, konntest du auf diesem Blog schon vor zwei Jahren lesen. Die beiden Gründer Pierre Starkloff und Johannes Eich saugen für dich den Stark- und Schwachsinn aus den Tiefen des Internets und servieren ihn dir auf einem Grafiktablett.[/caption]
Mehr von den beiden gibt's hier:
Bildquellen:
Gregori Civera
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